Lass mich dir von einem Jungen erzählen. Er hieß Reisender. Genau wie du hat er sich das Ziel gesetzt, so viel von der Welt zu sehen, wie es möglich ist. Als er das seinem Vater erzählte, sagte der Vater "Sohn, sitz dich hin". Reisender nahm sich einen Platz, es war dunkel und der Raum war mit dem Mondlicht beleuchtet. Die Schatten von dem Kaffeetisch, einem Dinosaurier-Spielzeug und dem Sofa, worauf sich der Vater saß, waren zu sehen. "Kleiner", führte der der Vater, "was ist die Welt für dich?". Reisender blieb stumm. Er sah seinem Vater konzentriert an. Er sah, wie die müden Augen aus mehreren Faltenlinien herausragen. Er sah, wie der Vater wieder anfing, seine Lippen zu bewegen. "Ist dieses Haus die Welt für dich?". "Nein?", fragte der Vater, als Reisender nichts antwortete. "Ist es vielleicht unsere Nachbarschaft? Das soll es doch sein. Da sind deine Freunde, Schule und Familie". "Aber Vater, die Welt ist viel größer!", sagte Reisender.
Der Vater lehnte sich nach vorne: "Dann ist es unsere Stadt? Willst du so viel von unserer Stadt sehen, wie es möglich ist?" "Noch größer, Vater!" "Das Land!", schrie der Vater, "Du willst durch das Land! Durch jedes Haus, jede Nachbarschaft und jede Stadt! Du willst die südlichen Bergen hinauf, die breiten Flüssen hindurch und die längsten Felder herüber! Ist das für dich die Welt?"
Der Junge schaute seinen Vater an und dachte für sich. "Nein, das ist es nicht", antwortete der Vater abschließend.
Reisender kam zu mir in einem nicht so unterschiedlichen Zustand wie dein. Er erzählte mir, dass er von der Welt noch nicht genug gesehen hat, dass es noch viel zu viele Sachen zum Erkunden gibt. Aber Reisender verließ nie die Stadt. "Möchte ich, brauche ich auch nicht" sagte er mir. "Mein Vater sagt, dass die Welt von hier anfängt, und hier schließlich endet". Dabei zeigte er mit dem Finger auf die Brust.
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen